Beate Sander: Die Idee zu Johanna und Maria

Die Idee zum Buch

Im April 2010 starb meine Patentante Maria. Bei der Sichtung und Auflösung ihres
Nachlasses fanden wir ihr Kriegstagebuch von 1939-1945. Auf der Innenseite des kleinen
schwarzen Büchleins steht: Tagebuch 1939-1945. Schwester Maria Sander. Inhaberin der
Ostmedaille der Hinterschlacht 1941-42.
Da ich zu dieser Zeit meinem eigenen Patenkind: Lee, die dunklen Kapitel der deutschen
Geschichte nahebrachte und sie sich sehr für die damaligen Ereignisse interessierte, las ich
ihr in regelmäßigen Abständen aus dem Tagebuch meiner Tante vor. Nach Abschluss, der
nicht immer leicht entzifferbaren Lektüre, forderte das Mädchen: „Darüber musst Du
schreiben!“
Die Saat war gesät, fing aber erst richtig an zu gedeihen, als ich die Cousine meines vor
langer Zeit verstorbenen Onkels Simon König, Cilly Heilbrunn, über den Tod Marias
unterrichtete. Nach meinem ersten Brief an die damals Sechsundachtzigjährige, entwickelte
sich eine innige und sehr bewegende Freundschaft, die bis zu ihrem Tod im April 2015
dauerte. Cilly die während dieser Zeit noch autonom in ihrem Haus auf dem Hügel in
Givatajim (Tel Aviv) lebte, berichtete mir von den grausigen, erschütternden Erlebnissen der
Familien: Bach und Kinnig. Diese Informationen, sowie die Erzählungen über ihr eigenes
Leben formierten sich schließlich zu einer weiteren Geschichte, die meines Erachtens
unbedingt erzählt werden musste.
Des Weiteren hatte ich noch zu Lebzeiten meiner Großmutter: Johanna Nölle, Notizen
erstellt, die biographische Erlebnisse dieser äußerst resoluten Frau aus deren bewegtem
Leben widergaben.
Die Idee, die gänzlich verschiedenen Schicksale zweier starker Frauen zu schildern, die
quasi in der gleichen Epoche gelebt hatten, und später durch Familienbande miteinander
verknüpft wurden, war somit geboren.
Die literarische Umsetzung nahm sechs Jahre in Anspruch: Erstens weil ich zu dieser Zeit
noch berufstätig war und zweitens weil ich die Recherchen so gründlich wie möglich machen
wollte, um der Wahrheit so nahe wie möglich zu kommen.
Zum Gelingen des Projektes trug maßgeblich mein Vater, Artur Sander bei, der mit seinem
reichhaltigen Wissen, seinem politischen und kulturellen Engagement, für mich eine
unendliche Informationsquelle war. Seine Erzählungen wurden durch die veröffentlichten
Geschichtsbände der VHS von Völklingen (HarrerDruck), historisch bereichert und
untermauert, und flossen demnach ebenfalls in den vorliegenden historischen Roman mit
ein.

Beate Sander, September 2019